Aortenaneurysma: Stent aus der Schublade
Gefäßchirurg in Siegen entwickelt universelle Stentlösung für Patienten mit Aortenaneurysma
SIEGEN. Bei einem Aortenaneurysma handelt es sich um eine permanente Erweiterung der Hauptschlagader (Aorta). Dabei ist die größte Arterie im menschlichen Körper an der Stelle des Aneurysmas um mindestens das 1,5-fache ihres normalen Durchmessers erweitert. Üblicherweise beträgt der Aortendurchmesser rund zwei Zentimeter – mit individuellen Abweichungen. Patienten mit einem Aortenaneurysma sind je nach Größe der Gefäßaussackung einem erhöhten Rupturrisiko ausgesetzt. Bei einer Ruptur handelt es sich um einen Einriss mit lebensbedrohlicher Blutung. Behandelt wird ein Aortenaneurysma von Gefäßchirurgen, die in Abhängigkeit von der Lage und Größe des Aneurysmas, Vorerkrankungen und Allgemeinzustand des Patienten operativ (offen-chirurgisch) oder endovaskulär behandeln. Bei der endovaskulären Behandlung kommen spezielle Stents zum Einsatz, Gefäßprothesen, die je nach Lage des Aneurysmas an den Patienten individuell angepasst werden müssen.
Aortenaneurysma individuell und zeitnah mit neuartiger Stentlösung behandeln
„Die aufwendig Entwicklung dieser individuellen Stents braucht mitunter viel Zeit – Zeit, die die Patienten nicht immer haben“, schildert Dr. med. Ahmed Koshty die Herausforderungen der Behandlung. Der Chefarzt hat jetzt in Kooperation mit dem Hersteller für Medizinprodukte für aortale und periphere Gefäßerkrankungen, der Firma Jotec in Hechingen (Baden-Württemberg), eine neue Stentlösung entwickelt, die sich bei nahezu allen Patienten mit Aortenaneurysma anwenden lässt. Die anatomisch individuellen Gefäßanschlüsse zu den Organen Leber, Milz, Darm und Nieren lassen sich damit überbrücken, ohne dass Patienten lange auf einen speziell für sie angefertigten Stent warten müssen. Die erste Operation mit dieser neuen Stent-Prothese wurde im Hybrid Operationssaal im Klinikum Jung-Stilling in Siegen erfolgreich durchgeführt. Nach Angaben von Dr. Koshty kann die Prothese „quasi in der Schublade“ bereitliegen, wenn sie zum Beispiel in Notfallsituationen schnell zur Verfügung stehen muss.
Passgenaue Implantation ohne lange Wartezeiten bei Aortenaneurysma
Bereits seit 2014 befasst sich Dr. Koshty mit der Entwicklung des neuartigen universellen Stent-Modells, das den Namen „E-NSIDE“ trägt. Es soll ganz bewusst eine „Prothese von der Stange“ sein, die sich anatomisch im Rahmen des endovaskulären Eingriffs flexibel anpassen lässt. Nach einer Entwicklungsphase von sechs Jahren in Kooperation mit den Ingenieuren der Firma Jotec konnte eine Stent-Prothese zur Behandlung von Aortenaneurysmen konzipiert werden, die über vier innenliegende Seitenarme (Branches) passgenau implantiert werden kann.
Bei Dr. med. Ahmed H. Koshty, Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie, liegt der Schwerpunkt auf der Therapie aller Erkrankungen der Aorta. Die Klinik ist in einem Wachstumsprozess und arbeitet eng mit Ärzten, Pflegepersonal und Physiotherapeuten zusammen.
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